Los gings um 5 Uhr von Leipzig aus. Ich hatte 12 Stunden Fahrtzeit für die knapp 1200 km kalkuliert. 18 Uhr kamen wir am gut zu finden Zeltplatz an der Brücke von Nevers an. Wir hatten die Autobahn in Frankreich genommen und wunderten uns, warum diese so wenig befahren war. Als wir dann an der Ausfahrt die Maut zahlen sollten wußten wir warum. Die Fahrt schlug mit 30 EUR zu Buche.
Der Zeltplatz in Nevers ist gut zu finden, sehr nah an der Stadt gelegen und bietet alles was man braucht inklusive eines sehr schönen Blickes über den Fluß auf die Stadt. Man kann direkt am Fluß zelten.
Das Wetter machte mit einzelnen Schauern nicht wirklich Laune auf das Aufbauen der Boote und Lospaddeln. Trotzdem nutzen wir eine Regenpause um die beiden Pouch E 65 Einer in ca. 2 Stunden paddeltauglich zu machen. Den Rest des Tages verbrachten wir bei aufgekommenen Sonnenschein mit einem Stadtgang. Nevers ist eine mittelgroße Stadt mit sehr schönen alten Häusern und engen Gassen. Wegen des Bahnhofs und des kurzen Weges zum Zeltplatz eignet sie sich gut als Startpunkt, von wo man das Auto recht bequem per Zug nachholen kann.
Das Einsetzen macht sich in Nevers nicht ganz einfach. Der Campingplatz liegt vor der Brücke, welche mit Spundwänden verbaut ist. Mit Plastebooten ist ein passieren durch den äußersten rechten Brückenbogen möglich, mit Faltbooten wegen vieler Steine und recht starker Strömung absolut nicht.
Also Boote auf die Bootswagen und über die Straße auf die andere Brückenseite, wo das Flußbett der Loire allerdings um ca. 150 m verlandet war. Wegen des Sandes mussten wir die Boote entladen und über den recht feinen Sand tragen. Nach einer Stunde waren wir im Wasser, ohne Karte und eine Vorstellung was uns noch erwarten würde. Die ca. 500 m flussabwärts vom Einsatzpunkt gelegene Eisenbahnbrücke von Nevers ist recht leicht durch den rechten Brückenbogen passierbar. Kaum Steine sind dort im Wasser.
Da ich auf das flache Wasser, die vielen Sandbänke und die starke Strömung als sonst bisher nur in Mecklenburg Paddelnder nicht vorbereitet war, stellte sich der restliche Tag als recht nervige Paddelei, mit viel Aussteigen entsprechend nass-kalten Füßen und Bootstreideln heraus. Gut daß wir die Strecke mit Zielpunkt Fourchambault als nicht all zu weit gewählt hatten.
Nach etwas Sucherei, Durchfragen und flußaufwärts zurückpaddeln fanden wir den Zeltplatz in Fourchambault, der eigentlich direkt vor der leicht passierbaren Brücke auf der rechten Uferseite liegt. Nur leider war diese Seite ebenfalls verlandet weswegen er nicht so ohne weiteres einsehbar war. Der 100 m vom Ufer entfernte Zeltplatz war nicht belegt und wir wären mit den Booten wegen einer hohen Böschung eh nicht dahin gekommen. Deswegen entschieden wir uns, etwas weiter flußabwärts zu paddeln und fanden sofort eine höhergelegene Sandbank gegenüber des Dorfes wo wir uns Zelt aufschlugen.
Los gings 11 Uhr bei viel Sonnenschein und Wärme mit wesentlich mehr Ruhe und einem geschärften Blick für sich kräuselnde Wasseroberflächen, welche manchmal auf Flachwasser hinweisen und den Stromstrich, wo es meist tiefer ist. Außerdem half mir mein Geographie-Schulwissen zu Prall- und Gleithängen (Sedimentablagerungen finden sich meist am Gleithang, also der Flußbogeninnenseite) die meisten Sandbänke zu umschiffen. Ausnehmend viele Wasservögel sahen wir an den Ufern. In La Marche mit gut zugänglichem und markiertem Aussetzpunkt bunkerten wir an einer öffentlichen Wasserstelle (l´eau potable) Trinkwasser. Gegen 18 Uhr kam die markante Silhoutte von La Charité sur Loire in Sicht. Hier teilt sich der Fluß an einer Insel. Linkerhand findet sich ein für Faltboote unpassierbares Wehr mit Umtragestelle, was wir aber in der Hoffnung auf eine Brückenpassage durch die alte Steinbrücke am rechten Flußarm links liegen ließen. Doch das laute Rauschen, was uns kurz darauf begegnete, ließ uns skeptisch werden. Ein kurzes Anlanden und und Nachsehen brachte Gewißheit. Viele Steine im Wasser und die Strömung machten die Brücke unpassierbar. Für Plastboote ist der zweite Bogen von rechts für die Passage markiert. Es sollte aber jeder selbst entscheiden ob es möglich ist. Der Campingplatz liegt hinter der Brücke auf der Insel. Die Aussetzstelle war um 200 m verlandet, was ein Umtragen an dem Abend unmöglich machte. Kurzentschlossen bauten wir unser Zelt auf dem Sand auf mit Blick auf die eindrucksvolle Stadtsilhoutte von La Charité und nutzen die letzten Sonnenstrahlen für einen kurzen Stadtgang.
Am nächsten Tag sollte es mit einem schlechten Gewissen, weil wir von dieser schönen Stadt nicht mehr sahen, weitergehen. So wuchtete ich die Boote mit dem Bootswagen über den etwas festeren Steinsand zur markierten Aussetzstelle wo wir sie mit allen Sachen beluden und dann weiter mit dem Bootswagen über die Straße hinter die Brücke, wo sich ca. 100 m nach der Brücke eine gut zugängliche Einsetzstelle befindet. Die Aktion dauerte gut und gerne 2 Stunden. Und wir waren noch ohne Proviant für die Weiterfahrt. Leider war jetzt Mittag und alle Läden zu. Deswegen entschieden wir uns, die Boote kurz zu Wasser zu lassen, auf die andere Flußseite zur Insel überzusetzen und noch eine Nacht auf dem Zeltplatz zu verbringen. Dieser stellte sich als sehr gemütlich und sauber heraus. Die Boot ließen wir am Wasser zurück. Das Gepäck konnten wir mit einem Wagen der Zeltplatzbetreiber transportieren. Ein Glück, ohne diesen wäre das eine ziemliche Tortur geworden über die ca. 300 m bis zum landseitig gelegenen Zeltplatzeingang. Gegen 16 Uhr machten wir uns auf in die Stadt, besuchten die überaus sehenswehrte Klosteranlage (mit einem herrlichen Blick über die Loire und die Stadt), kauften endlich eine Wasserwanderkarte in der Touriinfo (siehe Material unten) und fanden einen guten Kaffee am oberen Rand des Stadtzentrums in einem Wettcafé gegenüber der Post. Dort kann man sehr gut sitzen und etwas Lokalkolorit genießen. Proviant einkaufen läßt sich gut im Spar am Markt. Dieser hat nur leider zur Siesta geschlossen und abends nur bis 19 Uhr auf. Im Pub an der Brücke ein Guiness für 6,50 EUR! und ab in den Schlafsack.
La Charité sur Loire ist sehr sehenswert, gerade im September ohne die vielen Touristen. Und wer noch etwas Platz im Boot und einen Faible für antiquarische Bücher hat, kann sich in der “ville de libre” in einem der vielen Antiquariate reichlich eindecken. In jedem Fall nicht daran vorbeipaddeln!
Durchs Naturschutzgebiet ging es weiter ruhig und gemächlich bei viel Sonne nach Saint-Satur. Die Brücke bei Pouilly sur Loire ist gut passierbar. Diejenige bei Saint-Satur nur an der äußersten rechten Seite. Wir hatten jedoch links an der Aussetzstelle angelegt und entschieden uns, die Boote gleich mit dem Bootswagen über die Straße zum hinter der Brücke gelegenen Zeltplatz zu fahren. Das war mal entspannt in 30 min zu schaffen ohne irgendwelche Sandbänke und Verlandungen. Der Zeltplatz war gut besucht von Dauercampern und Wohnwagen, etwas ungewohnt nach so viel Naturcamping und leeren Zeltplätzen.
Beim morgendlichen Baguetteholen in der nahegelegenen Bäckerei scheinte noch die Sonne, doch das Wetter ändert sich scheinbar schnell in dieser Region. Die Einsatzstelle befindet sich gut zugänglich hinter dem Zeltplatz. Nach zwei Stunden im Dauerregen und ständigem Kampf mit dem Spritzverdeck legten wir in Cosne vor der Brücke links an. Der Campingplatz liegt nah am Ufer. Wir bauten das Zelt im Regen auf und waren uns sicher, daß Cosne das Ende der Paddeltour sein wird. Der nächste Ort mit Bahnhof ist Briare, zwei Tagestouren, mit möglicherweise vielen Umtragestellen entfernt und damit zu weit für unser zeitliches Budget. Außerdem war das Wetter unplanbar und die Boote sollten vor dem Auseinanderbauen noch trocknen. Am Nachmittag holte ich das Auto aus Nevers. Der Bahnhof in Cosne ist leicht zu finden bei 20 min strammem Fußmarsch durch das verregnete Stadtzentrum. 9 EUR und 1 Stunde fahrt bis Nevers. Der Zug fährt unregelmäßig alle 2 bis 3 Stunden. Das Abstellen des Autos auf dem Campingplatz in Nevers hat 2,50 EUR pro Tag gekostet.
Das morgendliche Wetter ist zwar trocken aber kalt und ohne Sonne und lädt damit nicht zum Auseinanderbauen der regen- und taunassen Boote ein. Wir fahren also mit dem Auto über Sancerre nach Bourges und wollen unser Glück mit den Booten am späten Nachmittag nochmal probieren.
Sancerre ist zwar hübsch auf einem Berg gelegen aber zu touristisch um wirklich schön zu sein. Der Blick über das Loiretal ist bei gutem Wetter aber einen Abstecher wert. Das 50 km entfernte Bourges lohnt sich mit seiner riesigen Kathedrale schon eher für einen Ausflug. Auf dem Rückweg wollten wir noch einige Schlösser auf der Route Jacques-Coeur besuchen, was man sich allerdings sparen kann, wenn man nicht gerade 7 EUR pro Schloßbesuch löhnen möchte.
Bei unserer Rückkehr am späten Nachmittag waren die Boote dann gut getrocknet, dank der Sonne und der Wärme, die im Verlauf des Tages sich noch entwickelt hatten. Das Auseinderbauen und Verpacken der Boote ging zügig von statten und war in einer Stunde erledigt, auch weil wir einige schwerer lösbaren Teile, wie die Umrandung und Ruder, schon am Vortag demontiert und zum trocknen ins Auto gelegt hatten. Nach einem weniger lohnenen Stadtgang (Cosne ist weit weniger schön als La Charité und Nevers) gings zeitig in den Schlafsack weil wir am nächsten Morgen früh für die auf zwei Tage angelegte Heimreise aufbrechen wollten.
Über Landstraßen gehts auf nach Hause (die Autobahnfahrt in Frankreich fanden wir viel zu teuer und uninteressant um sie zu wiederholen). Übernachten wollen wir entweder in Verdun oder irgendwo sonst im Elsaß. In Troyes machten wir wieder bei viel Sonne einen Stadtrundgang und waren begeistert von den vielen Fachwerkhäusern, die das große Stadtzentrum prägen. Die Stadt ist unbedingt nochmal eine Reise Wert. Gegen 16 Uhr trafen wir im nun verregneten Verdun ein. Etwas planlos suchten wir in der Touristeninfo im Rathaus nach einem Plan was wir uns noch anschauen könnten bis zum Abend. Wir besuchten eien Fotoausstellung zur Schlacht um Verdun im Zentrum für Weltfrieden: sehr empfehlenswert, gerade im Anbetracht dessen, daß sich in Deutschland kaum etwas Vergleichbares zum Thema finden läßt. Leider war keine Zeit noch mehr zu besuchen. Der Zeltplatz ist südlich vom Stadtzentrum gelegen und im Vergleich zu den anderen besuchten sehr stark ausgebaut. Sogar die Standplätze sind nummeriert, jedoch nichtsdestotrotz genauso preiswert wie alle anderen: 12 EUR für 2 Personen mit Zelt und Auto.
Im Morgengrauen ist Aufbruch nach Hause mit Zwischenstop und Stadtbesichtigung in Trier. Pünktlich um 18 Uhr sind wir nach 7 Stunden Fahrtzeit für 550 km in Weimar.
Was etwas nervig in Frankreich ist, so zentralistisch das Land regiert wird so stark ist auch die Trennung in die einzelnen Departements. Da die Loire an der Departementgrenze zwischen der Bourgogne und des Departements Centre verläuft muß man eigentlich Touristeninformationen beiderseits der Loire besuchen um komplette Informationen über die Loireregion zu bekommen.
http://www.canoe-regioncentre.org/
Empfehlenswert ist die liebevoll gestaltete Kartensammlung “Descendre la Loire en Canoe-Kayak” von Randonnièvre aus Nevers. Erhältlich in den Touristeninformationen der Region Bourgogne oder hier.
Was wir nicht genutzt haben aber vielleicht ebenfalls sinnvoll ist:
David Edwards-May
“Die Binnengewässer Frankreichs”
Edition Maritim